Anfang des Jahres 2015 bekam unser Büro eine Anfrage, ob es die Möglichkeit gäbe, den Eschweger Sophiengarten im Herzen der Stadt zu vermessen, vordringlich das von der Stadt Eschwege dazu gepachtete Nachbargrundstück. Der Verein „Freunde des Eschweger Sophiengartens e.V.“ wollte dieses Grundstück grundlegend umgestalten und wünschte sich als Grundlage eine topografische Aufnahme, auch um damit bei möglichen Sponsoren etwas Konkretes vorzeigen bzw. bei Veranstaltungen seine Pläne und Ideen besser darstellen zu können.
Um dieses Vorhaben zu veranschaulichen, sollte unser Büro die Vegetation, Wege und Gebäude auf dem neuen Grundstück sowie auf dem schon angelegten Garten aufnehmen und einen Plan erstellen. Dies sollte so schnell wie möglich passieren, um die Arbeit des Vereins unterstützen zu können. Außerdem war die Vegetation zu der Zeit noch nicht so ausgeprägt, was die Aufnahme erleichtert. Da dies eine sehr gute Übung ist, sollte das Ganze von uns Auszubildenden geplant und durchgeführt werden.
Der erste Schritt war, wie bei all unseren Vermessungsprojekten, einen Auftrag in unserer Datenbank anzulegen. Dies wurde von einer Kollegin übernommen. Jetzt konnten wir die Katasterunterlagen über die Internetseite des Landes Hessen, „Geodaten online“ abrufen, um eine Grundlage für die spätere Bearbeitung zu schaffen. Im Anschluss wurden die Daten in unser Rechenprogramm KIVID eingelesen, um alles für den Außendienst vorzubereiten. Hierzu erstellten wir Pläne als Festpunktübersichten und gaben die Koordinaten der Festpunkte aus. Nun galt es, den Außendienst zu planen. Hierzu ging ich mit Herrn Wellmann, dem Vereinsvorsitzenden, in den Sophiengarten, um mir ein Bild des Gartens zu machen. Vor Ort besprachen wir dann, was und wie genau alles aufgenommen werden soll.
Zurück im Büro, besprach ich mich noch mal mit meinem Ausbilder, wie ich am besten vorgehen sollte und wie lange die Messung etwa dauern könnte. Am nächsten Tag ging es dann los. Ein Praktikant und ich fuhren in den Sophiengarten, um schon mal Hilfspunkte für eine Stationierung zu legen. Hierfür spielten wir die im Innendienst ausgegebenen Koordinaten in unser GPS (Globales Positionierungs-System) ein. Nun konnten wir einen AP (Aufnahmepunkt) als Vergleichspunkt messen, bevor wir uns Festpunkte um das Grundstück herum legten. Diese Festpunkte markierten wir entweder mit Plastikkegeln oder Nägeln, um sie später auch wiederzufinden. Nachdem wir genug Punkte gelegt hatten, gingen wir noch mal auf den Vergleichspunkt (Aufnahmepunkt), um zu kontrollieren, ob unser GPS noch genau misst.
Im Innendienst wurden die gemessenen Ergebnisse nun ausgegeben und in das erstellte KIVID-Projekt eingelesen, um zu kontrollieren, dass alles richtig abgelaufen ist. Nachdem die Koordinaten kontrolliert waren, konnte eine neue Koordinatendatei ausgegeben werden, um beim nächsten Außendienst auch alle Punkte zu haben. Am nächsten Tag fuhr ich dann wieder mit einem Praktikanten zum Sophiengarten, um mit der eigentliche Aufnahme des neuen Grundstückes und des jetzigen Gartens zu beginnen. Hierfür stellten wir unserer Instrument (Tachymeter), so auf, dass wir so viel wie möglich von diesem Standpunkt aus sehen konnten. Nun stationierten wir uns über die vorher gelegten Festpunkte, indem wir die Strecken und Winkel zu den jeweiligen Punkten maßen. Alle Bäume, Büsche, Beete usw. wurden mit dem Tachymeter und einem Prisma aufgenommen und die Koordinaten der Punkte im Instrument abgespeichert. Gleichzeitig bekam jeder Punkt einen Code, damit beim späteren Einlesen der Punkte auch gleich die richtigen Symbole erscheinen. Nachdem alles aufgenommen war, ging es wieder ins Büro, wo nun die Erstellung der Pläne begann. Hierfür gaben wir die gemessenen Punkte am Instrument aus, um sie in das KIVID-Projekt einzulesen und mit GEOgraf (Darstellungsprogramm) zu bearbeiten. Um das Ganze auch richtig darstellen zu können, wurden die einzelnen Punkte mit Linien verbunden und so entstanden Flächen und Formen. Diese wurden dann mit unterschiedlich farbigen Schraffuren dargestellt, um das Ganze noch deutlicher zu machen. Nach mehrfacher Absprache mit Herrn Wellmann und einiger Nachbearbeitungszeit, war der Plan dann fertig und konnte übergeben werden.